Gewaltlosigkeit
Wie lebst Du gewaltlos mit Dir und Deiner Umwelt?
Lebst du gewaltfrei Deinen Mitlebenden gegenüber, ernährst Du Dich vegan oder zumindest vegetarisch? Ist es wichtig vegan zu leben (vegetarisch), nur weil ich beginne mich mit Yoga auseinandersetze? Bin ich nur eine gute YogiNi wenn ich mich vegan ernähre? Muss ich auf Fleisch verzichten wenn ich Yoga machen will? Darf ich noch fluchen, schlecht denken oder MUSS ich ab sofort ein völliger GUTMENSCH sein?
Das und vieles mehr sind die Fragen die EUCH brennend interessiren?
Dann lest hier die Antworten…
Zu allererst einmal ganz klar: Yoga gibt Dir nicht vor, wie Du dich zu ernähren hast. Yoga hilft Dir lediglich dabei, Deine Gedanken in die Richtung zu verändern. Nein, nicht wie Du jetzt denken magst; es gibt nicht die eine grundlegende Denkweise oder Richtung, die Yoga Dir vorschreibt. Es ist vielmehr so das Du, sobald Du dich mit dem Thema auseinandersetzt, ganz von alleine beginnst Dir darüber Gedanken zu machen ob Du Fleisch konsumieren möchtest oder eben nicht. Es geht nicht darum, auf etwas zu verzichten, was Du eigentlich gern hast, vielmehr geht es darum etwas loszulassen, was Du nicht mehr für richtig hältst.
In den ersten beiden Teilen des 8-gliedrigen Pfades (Patanjali) geht es um die Yamas und Niyamas, den Umgang mit der Umwelt und den Umgang mit sich selbst.
Der achtgliedrige Pfad auf einen Blick:
1. Yamas – der Umgang mit der Umwelt
2. Niyamas – der Umgang mit sich selbst
3. Ãsanas – der Umgang mit dem Körper
4. Prãnãyãma – der Umgang mit dem Atem
5. Pratayãhãra – der Umgang mit den Sinnen
6. Dhãranã – die Fokussierung und Konzentration
7. Dhyãna –die Meditation
8. Samãdhi – die innere Freiheit
Yama bedeutet:
- Regeln über das Verhalten anderen gegenüber. Dem Bewusstsein, das Du nicht alleine auf dieser Welt lebst, die Richtung Deines eigenen Lebens anderen gegenüber. Wenn Du ganz klar lebst, Dir darüber bewusst wirst, wie Du selber leben willst, mit Deinen Mitmenschen dann ist es wichtig dieses in die Tat umzusetzen. Willst Du anderen gegenüber nett, freundlich, höflich sein? Dann tu es auch. Werde Dir bewusst, wie Du mit Deinen Mitlebenden umgehst, Menschen, Tieren, Pflanzen. Alles lebende ist wertvoll. Sobald Du Dir dessen bewusst bist, setze es in die Tat um, wie Du Dich anderen gegenüber veralten WILLST. Du bist nicht gezwungen, nett zu sein, Du bist nicht gezwungen anderen gegenüber schlechte Laune an den Tag zu legen. Du kannst selber entscheiden, wie Du sein willst.
Yama besteht wiederum aus 5 Unterpunkten:
Ahimsã, die Gewaltlosigkeit
Ein gut überlegter Umgang mit der Umwelt in Worten und in Taten. Am besten sogar noch in Gedanken, denn ganz klar, Deine Gedanken formen Deine Taten maßgeblich.
Hier kommt es her, das einige Yoga-Richtungen eine vegetarische Lebensweise fordern, aber nicht alle gehen da so streng ran. Auch ich vertrete eher die Ansicht, das es von ganz allein kommt. Setze Dich nicht unter Druck. Denn wenn Du das Gefühl hast, Du musst auf etwas verzichten, dann fehlt es Dir auch. Wenn Du aber das Gefühl hast, ich mag kein Fleisch oder Fisch essen, weil ich den Lebewesen in meiner Umgebung nichts schlechtes tun will, dann magst Du es einfach nicht mehr essen und es fehlt Dir auch nicht.
Die Gewaltlosigkeit bezieht sich hier auf Nichtverletzen und dann im Nachhinein universelle Liebe zu leben. Frieden erreichen in dem Du keine Lebewesen verletzt. Letztendlich ist es eine Entwicklung Deiner geistigen Haltung, in der alles was in Dir ist in Liebe und liebevolles Sein umgewandelt wird. Trotz allem nachsichtig, denn auch wenn Du Dich unter Druck setzt und dann eventuell Dich selber dafür schlecht denkst, dann ist es eine Form von Gewalt – in Form von negativen Gedanken – Dir selber gegenüber.
Zu Ahimsa gehören die Gefühle, die ich anderen gegenüber habe, Abneigung oder Vorurteile, schlechtes Denken meinen Mitmenschen gegenüber oder schlecht über jemanden sprechen, das alles bedeutet Gewalt.
Hieraus ergibt sich das Ahimsa, die Kraft die hinter einer vollständigen Gewaltlosigkeit liegt, Dich wachsen lässt. Je mehr Du mit Dir im Einklang bist, Dir darüber bewusst bist, wie Du leben willst, das Du Gewaltlosigkteit leben willst, dann wirst Du von ganz allein spüren, das diese Praxis Dir ganz viel Stärke verleiht.
Schlechte Gedanken anderen gegenüber machen Dich schwach, denn die Gedanken beschäftigen Dich auch im Nachhinein, ob Du es willst oder nicht. Gute Gedanken anderen Lebewesen gegenüber macht Dich stak, sie beflügeln Dich und das gibt Dir die Kraft Dein Herz noch weiter zu öffnen. Leichter zu leben und zu geniessen.
Diese Praxis eines gewaltlosen Umgangs verbindet das Verschwinden von Feindseligkeit in Dir mit der Kraft der guten Gedanken. Unglaublich. Nicht immer ist es einfach einen gewaltlosen Umgang mit ALLEN zu leben, denn ganz natürlich schwingen Deine ursprünglich erlernten Sichtweisen mit dazu. Du hast schon früh erlebt, das verletzen etwas ganz leichtes ist. Im Kindesalter erlebst Du bereits die ersten “gewaltsamen” Dinge, Dinge die gegen Dich gerichtet sind. In der Schule oder auch von den Eltern früher. Als Kind hast Du vielleicht gelernt das zu einem guten essen MINDESTENS einmal die Woche Fisch gehört und Fleisch noch viel öfter.
Aber hast Du Dir da als Kind schon Gedanken gemacht, das Du damit eigentlich einem Lebewesen weh tust? Ganz bestimmt nicht. Oder wenn doch wurde es vielleicht von Deinen Eltern als eine Bagatelle abgetan. Dies beobachte ich auch heute noch in einigen Familien. Die Kinder machen sich Gedanken was sie da essen, aber die Eltern bestehen drauf oder aber stellen ganz einfach die Ernährung nicht um auf vegetarisch. Total schade, denn wenn Dein Geist dazu in der Lage ist, darüber nachzudenken, was Du überhaupt tust, ob Du es auf diese Weise leben willst, spätestens dann fängst Du von ganz alleine an darüber nachzudenken, ob Du Tiere essen willst. Und das darf auch gelebt werden.
Ganz von alleine heisst nicht, das Du von heute auf morgen VegetarierIn werden wirst oder sollst. Nein, so einfach ist das Ganze natürlich nicht. Aber sobald Du beginnst Dich mit dem Thema auseinanderzusetzen und beginnst Dich zu hinterfragen kann eine (sanfte) Umstellung beginnen.
Ahimsa hilft Dir dabei, alles Leben um Dich herum wertzuschätzen, wahrzunehmen und liebevoll damit umzugehen. Ganz gleich ob Hund, Katze, Maus, Mensch oder Spinne, Schwein oder Kuh. Jedes Lebewesen ist wichtig, wertvoll und hat letztendlich einen gewaltlosen Umgang verdient.
Ahimsa bedeutet nicht, das Du gewaltlos lebst mit einem bestimmten Zweck dahinter, frei nach dem Motto: wenn ich jetzt so denke oder handel, dann erhalte ich im Nachhinein etwas dafür. Darum geht es nicht, es ist vielmehr eine Tugend, etwas was Du Dir für Dich aufbauen kannst, um zufrieden mit den Lebewesen um Dich herum zu leben.
Die weiteren Unterpunkte sind:
Satya: Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit stehen hier im Vordergrund, sich selbst nicht belügen, Fehler einzugestehen, insgesamt ein bewusster Umgang mit den eigenen Worten. Auch Notlügen sollten hier hinterfragt werden.
Asteya: nicht nehmen und nicht stehlen, geistiges Eigentum zählt auch dazu.
Brahmacharya: die Bewegung auf das Wesentliche hin
Aparigraha: nicht zugreifen, im Sinne von Bescheidenheit
Hast Du einmal überlegt, wie Du mit Deiner Umwelt umgehen willst? WAS ist Dir wichtig? Wie willst Du sein? Lebst Du vollkommen gewaltlos?
Einen gewaltlosen Umgang in den Alltag zu integrieren ist gar nicht leicht, es bedeutet eine immer wiederkehrende Lehre und ein langes Training um vollkommen mit dem ursprünglichen Gedanken des liebevollem Umgangs mit seinen Mitmenschen, Tieren und Pflanzen zu leben. Aber es lohnt sich. Denn der Gedanke zählt und das Gefühl etwas Gutes zu tun bedeutet unheimlich viel.
Allein schon das Du beginnst Dich mit dem Thema auseinanderzusetzen löst schon eine Menge aus, also Los. Versuche es doch auch einmal.
Herzlichst Deine Sunita

Sunita Ehlers, ist Expertin für Achtsamkeit. Yogalehrerin (E-RYT/AYA) & Ausbilderin von Yoga Ausbildungen, Meditationsleiter:innen Ausbildungen & Meditationsleiter:innen Ausbildungen. Yoga & Lifestyle Bloggerin und Podcasterin (Mindful Minds, dein Podcast für ein entspanntes Leben)
Ich liebe das Schreiben ebenso wie das Unterrichten. Ich sehe es als Ausdruck dessen, was mir am Herzen liegt. Authentizität und liebevoller Umgang sind mir genauso wichtig, wie soziale Verantwortung.
Was für ein schöner Artikel – ich mag Deine klare Art, solch wichtige Themen rüberzubringen. Danke!
Vielen lieben Dank und herzlichen Gruss. Sunita