homeschooling

Homeschooling, eine Belastungsprobe für Familien

Seit Monaten nun sind viele Menschen im Homeoffice. Eltern müssen daneben auch noch das Homeschooling meistern. Während die Arbeit von zuhause bereits eine Riesen Umstellung ist;

  • keine Kollegen zum Austausch zu haben
  • sich täglich aufzuraffen dennoch pünktlich aus dem Bett zu kommen
  • sich nicht von Angesicht zu Angesicht zu sehen
  • sich in Vertrauen zu üben, das Arbeiten auch wirklich getan werden u.v.m.

Ist es auf der anderen Seite auch eine ganz neue Lernerfahrung, vieles wandelt sich schon jetzt. Auch nach Corona können viele Termine über Skype, Zoom und Co stattfinden. Wir merken das nicht jeder Termin Live und in Farbe stattfinden muss. Das Auto darf öfter stehen bleiben, das Flugzeug auch. Die Natur wird wieder mehr gewertschätzt. Wenigstens ein kleiner positiver Nebeneffekt in einer schlimmen Lage.

Neben all den Herausforderungen die wir meistern müssen stehen Eltern vor ganz anderen Sorgen. Jeder, der mich kennt weiß das ich seit Jahren ganz eindeutig PRO Homeschooling bin. Meine große Tochter hätte sich viele, viele Tränen erspart, wenn wir die Grundschulzeit zuhause hätten absolvieren dürfen. Ganz abgesehen davon bin ich der festen Überzeugung, das sie viel mehr gelernt hätte als in der Schule. Die sie weder gemocht hat, noch das sie die LehrerInnen dort wirklich “gesehen” hätten. Verständlich, bei 29 anderen kleinen Rabauken die allesamt ihre Aufmerksamkeit brauchen, da kann eines oder zwei ganz leicht hinten überfallen. Nichtsdestotrotz wäre es ein Geschenk gewesen. Für meine Tochter und für mich. Sie jeden Tag in die Schule zu schicken und sie leiden zu sehen war schwer. Viel zu oft habe ich mich gefragt, ob es nicht besser wäre auszuwandern. Ihr das zu bieten was sie eben in diesen jungen Jahren gebraucht hätte. Leider war es nie möglich und so sind wir um die Schwierigkeiten herumgeschifft. Sind sie nacheinander angegangen, haben gelernt und adjustiert, wieder gelernt und wieder neue Wege und Lösungen gefunden. Das Gute: sie hat auch gelernt, fürs Leben. Wir als Eltern auch. Das Schlimme: selbst im Nachhinein glaub ich, es war falsch. Falsch von der Schule, von den Lehrern und von uns als Eltern. Als Yogalehrerin seh ich es ganz klar. Die Schule hat ein Ziel, welches alle betroffenen Stellen verfolgen. Leistung und gute Noten. Als Mutter die viel Yoga macht erkenne ich, das Leistung bringen und zu funktionieren eben nur bedingt zu Kindern passt. Bei denen die mitmachen können und wollen – super. Bei denen die anderes brauchen – ein riesengroßer Mist.

Selbstverständlich haben wir es geschafft und yeah, in der neuen Schule geht sie auch gern hin. Das lange zerren und hadern hat sich ausgezahlt. Nun aber haben wir Homeschooling und meine große Tochter (5. Klasse) meistert es super. Die Kleine (3. Klasse) auch. Das Problem? Ich als Elternteil habe neben Homeoffice, Haushalt und Co das Homeschooling nicht unterschätzt, sondern sehe hier auf der einen Seite starre Strukturen ( von Seiten der Behörde und Schule) die partout eingehalten werden sollen in einer Zeit die viel zu besonders ist, als das alle im Normalzustand weitermachen sollten, auf der anderen Seite habe ich große Bedenken. Bedenken das es den Kindern nicht gut geht! Die Bedingungen sind aktuell anders als vor Corona.

  • die Kinder haben seit Monaten keinen bis kaum Kontakt zu anderen Kindern
  • sie spielen seit Monaten nicht mit Freunden
  • erhalten seit Monaten keine Inspiration von gleichaltrigen
  • die Kinder “arbeiten” in ihren Kinderzimmern ( als Erwachsener schon schwer, sich nicht ablenken zu lassen)
  • die Kinderzimmer sind voller Spielsachen die ablenken ( auf der einen Seite schwer sich zu konzentrieren, auf der andern Seite totaler Mist, das seit Monaten eben nur mit diesen Spielsachen gespielt wird (Frustfaktor hoch 10))
  • Geschwisterkinder sind zum Teil noch jünger und haben leichtere Aufgaben, sind schneller fertig oder haben noch gar keine Schule und müssen leise spielen während die Älteren Hausaufgaben machen müssen( Neidfaktor )
  • viele der Kinder haben zwar einen eigenen Schreibtisch zum arbeiten, ich bin mir sicher viele aber auch nicht. Und während die einen einen haben können die anderen vielleicht trotzdem nicht daran arbeiten, sitzen Mama oder Papa im Homeoffice eben genau an diesen schönen Kinderarbeitsplätzen und machen ihre Video Calls mit Plüschtieren im Hintergrund während die Kinder im Wohnzimmer oder der Küche leise arbeiten müssen um die anderen nicht zu stören. In ihr Zimmer können sie in der Pause zwar nicht ( da sitzt ja der Papa oder die Mama), dürfen aber in der Pausenzeit leise spielen ( mega, wenn Du einen Garten hast, dann dürfen sie immerhin raus)
  • die Kinder lernen seit Monaten: komm niemandem zu nah, fass nichts an, wasch dir die Hände (Angstfaktor)
  • seit Monaten nun sollen sie jeden Tag 5 Stunden zuhause arbeiten ( in meinen Augen mehr als fragwürdig! wenn ich mit 30 Kindern in einer Klasse sitze konzentriere ich mich sicherlich nur einen Bruchteil davon als wenn ich alleine vor mich hinarbeite, weder kann ich andere beobachten, noch von anderen lernen oder abgucken. Wenn ich alleine am Tisch sitze ist der Konzentrationsfaktor bedeutend höher)
  • seit Monaten müssen sich die Kinder Wissen aneignen, wie studierende. Sicher machbar, wenn ich älter bin, aber in der Grundschule? Muss das sein? Videos sind sicher hilfreich, einige wenige LehrerInnen haben sich sogar die Mühe gemacht selbst welche aufzunehmen. Mega, aber dennoch ist es nicht dasselbe als wenn jemand einem etwas beibringt.
  • seit Monaten kommen Aufgaben per Mail ( an die Mama) oder per Iserv und Padlet, müssen ausgedruckt werden ( alter Schwede, was für eine Papierverschwendung und wie teuer ist das ganze Gedrucke denn bitte?!), bearbeitet werden, weiter eingescannt werden ( danke Mama) und dann wieder per Mail abgeschickt werden ( hab ich erwähnt, das ich seit ein paar Wochen meinen Kindern einfach nicht mehr alle Aufgaben und Mails zeige, bin selbst schon total überfordert wegen der Menge… )
  • to be continued

In Hamburg ist nun wieder Schule. Einen Tag die Woche. Pro Kind hier selbstverständlich. Nicht nur, das also Mama ( oder Papa) weiter Homeoffice mit Homeschooling verbinden müssen. ( ich kann selbstverständlich keine Kurse anbieten gerade, sind die Tage an denen die Kinder in der Schule sind exakt die an denen ich keinen Kurs habe… wie sollte es anders sein. Selbst wenn es aber an denselben Tagen wäre, wäre ein Kurs mit 2,5 Metern Abstand und den wichtigen Hygieneregeln sicher nicht das was es mal war. Ganz zu schweigen davon, ob sich Raumkosten, Zeit und TeilnehmerInnen Anzahl wirklich rechnen. Ich würde mich zwar freuen, alle zu sehen, wirklich kostendeckend oder gar Einnahmen bringend wäre es aber nicht. )

 

Homeoffice und Homeschooling

Überforderung vorprogrammiert. Nicht nur auf Seiten der Eltern, die neben Haushalt, Kindern und Schule ihre eigenen Arbeiten erledigen müssen. Auch auf Seiten der Kinder. Die Schule startet bei uns mit jeweils einem Tag /Woche. Was das heißt?

  • Schule an dem Tag von 8:00-13:00
  • Mittagessen gibt es zuhause
  • alle anderen Tage gibt es Homeschooling ( bei dem einen Kind gibt’s mehr, das andere hat weniger Aufgaben zuhause auf)
  • in der Schule niemandem zu nahe kommen
  • in der Schule ( 4 Termine bis zu den Sommerferien) jede Woche 1 Test (Leistungs – Check in der GRUNDSCHULE)
  • in der Pause in der Schule KEIN Fussball und Co, nichts anfassen, niemandem zu nahe kommen
  • in der Klasse die LehrerInnen mit Maske
  • nur allein auf die Toiletten, Hände waschen ( mit kaltem Wasser) und hoffentlich Seife ( vor Corona leider NIE vorhanden, jetzt hoffentlich schon, kann es aber nicht selbst checken da Eltern nicht auf den Schulhof dürfen)

Versteht mich nicht falsch, ich finde die Hygienemaßnahmen und Abstandsregelungen in Bezug auf Corona wichtig und richtig. Viel zu schlimm ist es das Menschen sterben. Überall auf der Welt. In manchen Ländern so schlimm das ich mich ohnmächtig fühle. Ohnmächtig und dankbar. Dankbar das es uns so gut geht. Gepaart mit einem schlechten Gewissen das es anderen nicht so gut geht. Schlechtem Gewissen und ganz viel Mitgefühl. Für alle Kinder, Familien und Menschen auf der Welt die aktuell leiden.

Und trotzdem. Trotzdem bin ich mir sicher, das diese Variante des Homeschooling schlecht ist. Schlimm für alle Familien die den Druck spüren und für alle Kinder die eben nicht damit zurecht kommen. Die LehrerInnen haben die sich nur um Leistung und Einhaltung von Schulplänen kümmern anstelle davon sich um die Belange der Kinder zu kümmern. Sich anzusehen und zu begreifen was die Kleinen in dieser Situation durchmachen müssen. Nicht wenige Kinder leiden. Leiden unter der aktuellen Situation. Niemanden sehen dürfen und dann nach Monaten geht es wieder, da aber Abstand zu halten oder freundlicherweise in eine Gruppe in der Schule eingeteilt zu werden in denen kein einziger Freund ist. Der menschliche sowie soziale Aspekt wird einfach nicht gesehen. Wieso müssen nun in jedem Fach Tests geschrieben werden wo die Kinder Monate lang nichts anderes getan haben als allein zuhause zu sitzen und zu arbeiten. Wieso wird nicht erstmal die Klasse zusammengefühlt ( die ja auch noch in 2 Gruppen getrennt ist) und die Kinder können sich langsam wieder annähern und kennenlernen? Wieso gibt es eigentlich keine soziale Eignungsprüfung für LehrerInnen? Ich bin mir sicher, viele von ihnen sind auch mit der aktuellen Lage überfordert. Präsenzunterricht, Homeschooling, Mails, vorbereiten, Tests, Leistungsprüfung, Kinder die nicht alle Aufgaben erledigt haben die sie im Homeschooling machen sollten ( Stressfaktor hoch 10)

Eltern als Lehrersatz

 

Eltern bringen ihren Kinder Dinge bei. Das ist gut und richtig. Eltern bringen ihren Kindern eher Dinge bei, die sie können. In denen sie sich fit und sicher fühlen. Ich für meinen Teil kann sagen das ich während Corona Homeschooling die alte römische Geschichte auch wieder neu gelernt habe, neben meiner Arbeit und dem komplett anderen Thema der kleinen Schwester ( der Körper) gar nicht so einfach kann ich Euch sagen. Also liebe Mütter ( spannenderweise sind es in vielen Familien eher die Mütter, die sich um das Homeschooling kümmern) ihr seid Spitze. Denn seien wir mal ehrlich, Homeschooling und auch Schule unter den aktuellen Voraussetzungen ist für niemanden einfach. Wissenschaftler haben herausgefunden das Eltern schulpflichtiger Kinder das Homeschooling als Belastung sehen, ganz zu schweigen davon wie es die Kinder finden. (Motivation lässt grüßen) Ich für meinen Teil kann sagen das es aus Sicht der Wirtschaft sicher von Vorteil ist, Schulen wieder zu öffnen. Aus Sicht der Kinder aber und aus psychologischem Aspekt halte ich es für mehr als bedenklich. Wenn schon Erwachsene Menschen einen Lagerkoller bekommen, ausbrechen wollen aus Abstand und Sicherheit. Wie müssen sich die Kleinen wohl fühlen.

 

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Deine Sunita

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