Liebe(r) YogalehrerIn,wusstest Du eigentlich, dass 
ich in letzter Zeit öfter von befreundeten Müttern (Vätern) erfahren habe, das sie Yoga einmal probieren wollten, dann aber kläglich an der ersten Stunden verzweifelt sind und daraufhin nie wieder in eine Stunde gegangen sind..Liebe(r) YogalehrerIn, das finde ich total schade.
Denn, ich kann mich nur wiederholen, Yoga sollte für jeden da sein, es tut jedem gut. Jeder sollte den Lehrer, den Yogastil das Studio finden,welches zu ihm ganz persönlich passt.

Und daher kommt hier meine Bitte an alle Studiobesitzer, an alle LehrerInnen dort draussen, BITTE nehmt Eurer SchülerInnen im Einzelnen wahr und nicht als Gruppe aus dem Lehrbuch. Versucht nicht mit aller Macht durchzuboxen, was ihr für richtig haltet. Glaubt lieber daran, dass Dein Schüler genau das auch irgendwann erkennt und es dann von selber mitmacht. Jeder Mensch hat ganz individuelle Bedürfnisse und manche davon brauchen einfach noch ein wenig Zeit bis sie neu geformt werden wollen.

Macht Euch wieder bewusst, wie es Euch ging in Euren ersten Versuchen mit Yoga in Berührung zu kommen, denkt mit und lasst Eure SchülerInnen SchülerInnen sein -Jede in ihrem eigenen Tempo; lasst Ihnen Zeit die gesamte wunderbare Welt der Yoga langsam kennenzulernen.
Ja, mir ist klar, das in oftmals vollen Klassen niemand ein Personal Training gebucht hat, aber dennoch sollte es doch machbar sein, jeden Schüler für sich kurz ganz bewusst wahrzunehmen und den jeweiligen Umstände Eurer (neuen )TeilnehmerInnen mit Verständnis und Rücksicht zu begegnen, denn Yoga wird auch ihnen gut tun, allerdings nur wenn ihr sie es kennenlernen lasst.
Die Schwierigkeit, die sich hier stellt ist jedoch ganz klar, wenn ein neuer Teilnehmer direkt von einem von uns vor den Kopf gestossen wird, er sich komplett überfordert, gestresst oder gar nicht wahrgenommen fühlt, dann kommt er doch bestimmt nicht wieder und das wollen wir doch eigentlich gar nicht.

Liebe(r) YogalehrerIn, Ich weiss, wir haben vor einem Kurs manchmal gar nicht viel Zeit, um all unsere wunderbaren TeilnehmerInnen ausgiebig kennenzulernen, ihre Wünsche zu erkennen, ihre körperlichen “Probleme” zu analysieren, dennoch  – so finde ich – kann es doch nicht sein, das eine TeilnehmerIn gern zu uns in den Kurs kommen würde, aber abgeschreckt wird von:

  • viel zu schweren Klassen (selbst ein sportlicher Anfänger wird in einer schweren Yogaklasse leicht überfordert sein da kann ich doch vorher einen lieben Hinweis geben, das es fordernd wird und er/sie gern mitmachen kann sie aber bitte keine Scheu zeigen soll, sollte es zu “schwer”sein)
  • viel zu viel Präsenz der YogalehrerIn  (Du zeigst unglaublich gern, welche Asanas Du schon alles kannst und das finde ich toll, aber einen ungeübten Teilnehmer kann das schon ganz schön verschrecken, wenn Du dich nur in der Vorwärtsbeuge /Uttanasana wie ein Klappmesser zusammenklappst …ein fortgeschrittener natürlich auch
  • viel zu wenig Präsenz der YogaleherIn ( Du huscht erst kurz vor dem Kurs in den Raum und musst hinterher oftmals schnell zu Deinem nächsten Kurs in ein anderes Studio, das verstehe ich gut und erkenne die Problematik, nur gerade bei neuen TeilnehmerInnen wäre eine kurze Phase zum gegenseitigen Beschnuppern einfach nett, es nimmt die Hemmungen und zeigt den TeilnehmerInnen das auch Du ein ganz liebes menschliches Yoga-Wesen bist
  • viel zu vielen (An-)Forderungen in den Yogaklassen. Wasserflaschen hier nicht erlaubt. Telefone nicht mit in den Kursraum nehmen. Im Raum leise sein. Nur flüstern. Kein Fleisch essen. Trinke keinen Kaffee. Zieh die Strümpfe aus. Schwitze nicht so sehr stark.To be continued…alles wunderbare Anweisungen! Wenn sie zu dem SChüler lassen! Können auch genauso Stress und Druck auslösen.
  • viel zu leisen Minuten vor dem Kurs, in denen sie sich nicht trauen den Lehrer zum Unterricht zu fragen

Liebe(r) YogalehrerIn, Ich kann ja verstehen, das in manchen Studios keine Wasserflaschen gewünscht sind, das Du als Lehrer gern möchtest, das die TeilnehmerIn die Socken auszieht oder gar die Schuhe, ich kann verstehen das Du möchtest, das keine Telefone klingeln, oder die TeilnehmerIn nicht auf die Toilette soll während des Kurses! Nur was ist, wenn Deine TeilnehmerIn eine ganz heftige Woche hatte, die Kinder sind krank gewesen, sie hat kaum geschlafen, heute sind die endlich gesunden Zwerge wieder in der Kita und die Mama will wohlverdienterweise endlich eine einzige Stunde etwas für sich tun und in Deine Yogaklasse kommen. Ich kann sie gut verstehen, das sie ihr Handy (natürlich leise gestellt) neben sich liegen haben will und ab und an schauen will, ob auch nicht die Kita angerufen hat und es vielleicht zu früh für die vermeintlich gesunden Mäuse war hinzugehen! 
Liebe(r) YogalehrerIn, Ich kann ja verstehen, das Du willst das Deine TeilnehmerIn die Strümpfe auszieht, allein schon wegen der Standfestigkeit, aber was ist wenn es ihr /ihm einfach unangenehm ist, ohne herumzulaufen? Was ist, wenn derjenige sich schämt für seine Füße oder sie/er gerade ein Hautproblem an den Füßen hat? Was ist, wenn sie/er seit Jahren seine eigenen Füße gar nicht mehr wahrgenommen hat und erst einmal wieder lernen muss, diese zu mögen? Was ist, wen es ihm/ihr zu persönlich ist, die Füße zu zeigen, lasst ihr/ihm doch Zeit das erst einmalwilder zu lernen. Ich erinnere mich deutlich, wie ich vor Jahren mitten in einer Stunde in  Uttanasana meine Füße anschaute und dachte:wow, so komisch wie ich als Jugendliche dachte, seht ihr ja doch nicht aus. Auch verändern sich die Muskeln der Füße innerhalb einer langjährigen Praxis auch einfach und lässt sie in einem neuen, einem anderen Licht erscheinen doch das geht ja nicht gleich in der ersten Stunde.
Liebe(r) YogalehrerIn, Es ist total nachvollziehbar, das Du keine Wasserflaschen in Deinem nagelneuem Studio haben willst, das Du Sorge hast, das die Flasche auskippt auch wenn es aus Versehen ist.Auch finde ich es toll, dass Du darauf achtest das Deine TeilnehmerInnen nicht während der Stunde trinken, denn danach reicht ja vollkommen. Nur was ist, wenn Deine Teilnehmerin ihr Wasser dringend braucht, weil sie leicht schwitzt oder einen trockenen Mund bekommt, oder wenn sie einfach ganz viel Flüssigkeit braucht für ihre Verdauung oder ihren Hals, Du weisst die Gründe ja nicht und vielleicht fühlt sie sich einfach wohler, wenn sie ihr eigenes Wasser trinken kann und kann den von Dir angebotenen Tee mit ihrem Darm oder die Gewürze darin nicht vertragen?!

Liebe(r) YogalehrerIn, auch ist es so verständlich, wenn Du als LehrerIn nicht so oft zu einer eigenen Praxis kommt und Dir denkst, dann nutze ich die Zeit eben für mich selber und verbinde das Unterrichten mit der eigenen Asana Praxis. Allerdings fühlt sich Dein (gerade neuer) Teilnehmer dadurch vielleicht total unter Druck gesetzt das er /sie genauso gut gedehnt, gestärkt oder flexibel wie Du sein muss. Und Druck ist doch total hinderlich im Yoga!

Liebe(r) YogalehrerIn, es ist so sehr klar, das Du wenn Du von Kurs zu Kurs hetzen musst, nicht noch 10 oder 20 Minuten vor jedem Kurs Zeit hast, um mit Deinen TeilnehmerInnen zu quatschen. Nur für sie wäre es sicherlich kurz einfach nur sinnvoll und Vertrauen bringend. Ich erinnere mich noch zu gut an meine ersten Yogaklassen, ich aufgeregt vor dem Raum wartend, nichts ahnend was da gleich auf mich zukommen wird, die Lehrerin kurz vor Beginn der Stunde schnell in den Raum gehetzt, ich mit den anderen Teilnehmerinnen hinterher und schon ging es los. Total doof, weil ich weder wusste, ob und wo ich mir eine Matte nehmen konnte, ich nicht wusste, was gleich passieren wird und das entsprechend Unsicherheiten schürt, ich nicht einmal wusste was ich genau zu tun hatte oder die Lehrerin nicht wusste ob ich evtl. körperliche Einschränkungen hatte. Ich hätte mir so sehr gewünscht, sie hätte mich kurz aufgeklärt, das ich NICHT gleich beim 1. Mal alles können MUSS oder genauso wie die anderen in den Yoga Asanas ankommen würde, das es einfach Zeit braucht.
Liebe(r) YogalehrerIn, Ich kann es total verstehen, das Du als Lehrer viele, viele Kurse hast und Deine TeilnehmerInnen gerne mit Küsschen begrüsst, aber wenn Du als Neuling daneben sitzt und kaum beachtet wirst, bekommst Du doch automatisch das Gefühl, HIER GEHÖRE ICH NCIHT DAZU und das ist doch bestimmt nicht das was Du vermitteln willst?! Es ist doch nett, auch als Neuling kurz begrüsst zu werden und wahrgenommen zu werden, mit dem Gefühl: WENN ICH WILL, GEHÖRE ICH HIER AUCH BALD MI DAZU. Viel schöner!

Liebe(r) YogalehrerIn, Ich kann total nachvollziehen, das Deine geübten TeilnehmerInnen ihre Arme so lange heben können, überall binden können, an ihren Füßen ankommen oder hinter dem Rücken. Nur wenn Du einmal was mit Deinen Schultern gehabt hast, oder wenn Du Deinen lange zurückliegenden Bandscheibenvorfall immer noch spürst, dann kommst Du eben nicht mit den Händen hinter dem Rücken zusammen und es ist doch auch total toll wenn Du die Unterarme hinter dem Rücken greifen kannst oder die Arme hebst und sie Schulterschmal geöffnet lässt?! Ich jedenfalls finde es toll, wenn Du die Arme überhaupt heben kannst. 

Liebe(r) YogalehrerIn, ja, auch kann ich verstehen das Du den Kopfstand liebst und den Handstand gleich dazu. Ich liebe diese beiden Haltungen auch, allerdings kann ich mich noch gut erinnern, wieviel Überwindung es gekostet hat, mich überhaupt erst einmal darein zu trauen. Und wenn Du als Lehrer das Gefühl vermittelst, das ist so easy, das muss jeder gleich sofort können, dann ist das super schade, denn so versuchen es Deine neuen Teilnehmerinnen nicht einmal. Ist es nicht schön dann wenigstens anzubieten, zu unterstützen, es zu zeigen, Deinen TeilnehmerInnen mitzuteilen, das es zu Beginn auch Asanas gab, die Dir schwer gefallen sind und die Du erst einmal üben musstest, ein Zeichen von Stärke und nicht von Schwäche wie ich finde.

Es gibt noch so vieles, was ich in letzter Zeit immer mal wieder erfahren habe und ich kann Euch sagen es schreckt den ein oder anderen Teilnehmer ab. Und daher meine Bitte, lasst uns gemeinsam daran “arbeiten” unseren Teilnehmerinnen mehr Verständnis entgegen zu bringen, gerade neuen TeilnehmerInnen gegenüber.

Ich jedenfalls werde in der kommenden Zeit noch ein wenig sensibler mit all diesen Situationen umgehen und versuchen mich noch ein wenig mehr mit meinen Teilnehmern auszutauschen und sie selbst als Individuum wahrnehmen und sie so in ihren Bedürfnissen unterstützen. Nach und nach werden sie dann sicherlich auch ohne Mühe dem folgen, was Yoga bewirkt und wollen dann bestimmt auch die bis dahin heiss-geliebten Socken ausziehen…..

Practice and all is coming. P. Jois

Sag auch Du mir gern was Du erlebt hast in Deinen ersten Yogaklassen, wie hat es sich angefühlt, hat es Dich gleich geflasht oder brauchtest Du auch mehrere Anläufe?
Lieben Gruss und Namastè Deine Sunita

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