Stabilität und Leichtigkeit
Stabilität und Leichtigkeit – Sthira und Sukha, die korrekte Ausführung einer Asana nach Patanjali.
Das Yoga Sutra des Patanjali ist ein jahrtausendaltes Schriftstück eines indischen Gelehrten (Patanjali), mit 195 Versen/Sutren über die Ausführung von Yoga,den Weg dorthin und die Hindernisse die Dir auf diesem Weg begegnen können. Diese Verse verhelfen Dir zu Freiheit und innerem Frieden. Heute wie damals.
Das Sutra 2.46 lautet
sthirasukhamasanam
“Asanas sollen gleichermaßen die Qualitäten Stabilität und Leichtigkeit haben.”
Patanjali beschreibt in diesem Sutra was unter einer korrekten Ausführung einer Asana zu verstehen ist. Wenn wir Asana (Körperübungen) richtig üben, dann darf Wachheit nicht zu Verspannung führen und Entspannung nicht zu Trägheit oder Schwere.
Patanjali beschreibt, das wir die Asanas üben müssen. Wir sollen praktizieren und üben. Es darf anstrengend sein. Aber es darf nicht überfordern. Denn das ist mal ganz klar, wenn es zu anstrengend wird, dann verspannen wir. Verspannung führt zu Stress und genau den wollen wir vermeiden.
Yoga Kurse, egal ob für Anfänger oder für Fortgeschrittene können Dich an Grenzen bringen. Diese Grenzen verändern sich zwar, denn Dein Körper verändert sich durch Yoga. Aber sie werden da sein.Du musst sie nur erkennen. Jede Asana kann für jeden Schüler eine ganz andere Herausforderungen bedeuten.
Zum Beispiel der herabschauender Hund /Adho Mukha Shavasana. Als Anfänger eine fordernde Haltung, als geübter Yogi eine Position zum Innehalten und zur Ruhe kommen.
Als Yoga Anfänger spürst Du vielleicht das Deine Hände nach vorne rutschen, sollst gleichzeitig die Fersen zur Matte absenken und den Rücken gerade lassen. Dann sagt der Yogalehrer auch noch, Du sollst die Arme nicht überstrecken, die Beine wiederum strecken soweit es geht. Dein Gesäß hochschieben, aber die Schultern weg von den Ohren nehmen. Es gibt unendlich viele Ansagen für diese Asana. Nicht immer passen alle Anweisungen zu allen SchülerInnen. Aber mit Sicherheit versuchst Du diese Anleitungen – ganz brav – umzusetzen. Du spürst Deine Muskulatur, Du spürst Deine Arme zittern und Deine Beine vielleicht auch. Deine Atmung aber spürst Du gar nicht. Du hast total die Balance zwischen Stabiliät und Leichtigkeit verloren. Denn wenn Du zu sehr damit beschäftig bist, alle Anweisungen des Yogalehrers umzusetzen, Dich dabei selber aus den Augen verlierst, dann ist die Asanas weder leicht noch stabil.
Wir müssen uns Schritt für Schritt an eine Annas herantasten. Wir müssen lernen, unseren Körper wieder wahrzunehmen, zu erkennen was uns leicht und was uns nicht so leicht fällt. Denn erst dann können wir herausfinden, wie eine Asana Stabilität und Leichtigkeit haben kann.
So können wir lernen, eine Asana so zu praktizieren das sie zu uns passt. Ganz individuell.
Es kann sein, das Dein Rücken eine leicht Wölbung benötigt, um in dieser Asana stabil zu stehen. Es kann sein, das Deine Hände und Schultern erstmal Muskulatur aufbauen müssen um sich fest mit der Yogamatte zu verankern. Schritt für Schritt musst Du erst einmal Yogahaltungen üben, um diese leicht und stabil zu fühlen. Um Deinen Körper zu fühlen und Deine Muskulatur zu spüren. So kann es sein, das Du schon nach ein paar Atemzügen in die Kindsposition (die Ausruhposition im Yoga) wechselst, weil für Dich die Leichtigkeit fehlt wenn Du noch länger in der angeleiteten Asana bleibst. Es kann aber auch sein, das Du das Gefühl hast, die Asana ist ganz einfach für Dich. Dann arbeite an der Stabilität. Das Schöne ist das eine Asana nie aufhört. Du kannst immer etwas dazulernen oder neue Dinge in einer Yogaposition wahrnehmen. Daher geht es auch überhaupt nicht darum, das Dein Mottennachbar viel “perfekter” in einer Haltung aussieht als Du. Denn Du weisst ja nicht, was in seinem Kopf vorgeht. Vielleicht findet er die Asana genauso fordernd wie Du, aber es sieht überhaupt nicht danach aus. Du kannst die Gedanken der anderen nicht lesen.
Immer wieder beobachte ich in den Kursen und das nicht nur in den Anfänger Klassen, das TeilnehmerInnen sich an ihre Grenzen bringen. Es bedarf viel Mut und eine gute Selbstwahrnehmung, meinem Körper eine Pause zu gönnen um so die Balance zwischen Stabilität und Leichtigkeit umzusetzen.
sthira sukham asanam
Sthira = stabil, fest
Sukha = leicht, glücklich, angenehm
Asana= Körperhaltung
Aktivität und Entspannung sollten abwechselnd in einer Yogastunde vorhanden sein. So kannst Du üben, Dich zu fordern aber nicht zu überfordern.
Die Standübungen, die muskulär fordernden Asanas sollten stabil sein. Deine Basis. Auf der anderen Seite sollten sich die Asanas leicht anfühlen. Du solltest genug Kapazität haben um Dich auf Deine Atmung zu fokussieren, um Deinen Geist frei zu halten. Sobald Du auch nur denkst, Puh ist das anstrengend! Bist Du schon einen Schritt zu weit gegangen. Hast Deine Grenze überschritten. Nur Du selbst kannst erkennen, ob sich Deine Praxis stabil und leicht anfühlt. Weder der Lehrer, noch die anderen SchülerInnen können Dir das abnehmen.
Die Balance , die wir übrigens auch im Alltag brauchen, ist immens wichtig. Ich schlage Dir folgendes Experiment vor. Versuche in einer Stunde mal an Deine Grenzen zu gehen. Erspüre ganz genaue wie sich das anfühlt. Ganz bewusst achte nach dem Kurs auf Deinen Energiehaushalt. Bist Du müde und schlapp? Fit und entspannt?
In der nächsten Stunde machst Du es genau umgekehrt. Alle Asanas praktizierst Du mit Leichtigkeit. Immer wenn Du in einer Asana angekommen bist, gehst Du ein Stück wieder raus. Stehst alle Positionen mit dem vollen Bewusstsein das Du eigentlich mehr Kapazität hast. Aber bleibst in dem Gefühl von Leichtigkeit.
Danach spüre wieder in Dich hinein. Wie geht es Dir? Gut und fit oder irgendwie frustriert und nicht gefordert genug?
Vergleiche ganz bewusst. (Eventuell notierest Du Dir sogar Deine Empfindungen vor/während und nach der Yogaklasse) Verbinde diese beiden Stunden miteinander. Lasse in der nächsten Stunde Stabilität UND Leichtigkeit in Deinen Asanas entstehen. Praktiziere, fordere Dich und Deinen Körper aber immer wenn Du merkst die Haltung ist zu intensiv dann komme ein Stück raus und geh nicht in die Überforderung. Suche nach Stabilität und Leichtigkeit in Deiner Yoga Praxis.
Finde eine Basis, stabil. Finde das Gefühl von leicht. Asana Praxis für Vertrauen und Sicherheit. Für Mut und Kraft, aber auch für Entspannung, Gelassenheit und Loslassen. Geniesse Deine eigene Stärke des Erkennens und gehe vollkommen ohne Druck in die Stunde.
Passe die Asanaspraxis so für Dich an, das sie zu Dir passt!
Du hast so die Möglichkeit, Dein Leben ganz bewusst wahrzunehmen und achtsam zu leben.
Namastè Deine

Sunita Ehlers, ist Expertin für Achtsamkeit. Yogalehrerin (E-RYT/AYA) & Ausbilderin von Yoga Ausbildungen, Meditationsleiter:innen Ausbildungen & Meditationsleiter:innen Ausbildungen. Yoga & Lifestyle Bloggerin und Podcasterin (Mindful Minds, dein Podcast für ein entspanntes Leben)
Ich liebe das Schreiben ebenso wie das Unterrichten. Ich sehe es als Ausdruck dessen, was mir am Herzen liegt. Authentizität und liebevoller Umgang sind mir genauso wichtig, wie soziale Verantwortung.
Wirklich eine tolle Erläuterung dieses Sutra. Hilft mir sehr weiter. Werde auch Deine beiden Übungen zu Stabilität und Leichtigkeit praktizieren. Danke
Danke für Dein Feedback, liebe Lena. Ich freue mich riesig. Lieben Gruss. Sunita