Zu spät in den Yogakurs kommen
Gerade hat Madhavi auf ihrem Blog darüber geschrieben, ob man zu Yoga Kursen zu spät kommen darf oder nicht. Ich muss gestehen, ich habe den Artikel bis jetzt nicht gelesen, aber gestern darüber gesprochen und heute morgen ploppte der Post in meiner Timeline bei Facebook auf. Hallo Zuspätkommen, es nervt
heisst es da. Und ja, liebe Madhavi, ich weiss genau wovon Du redest, ich denke das wissen ALLE Fitnesstrainer und Yogalehrer, auch wahrscheinlich schon die Lehrer in der Schule! Denn dort fängt das ja bereits an.
Zu spät in den Yogakurs kommen
Wir haben gestern bereits darüber gesprochen und ich bin mir sicher, viele – wenn nicht sogar fast alle – sehen es genau wie Du. Und ich habe dafür vollstes Verständnis.
ABER ich muss Euch sagen, ich bin irre froh das es auch Ausnahmen gibt, Andersdenker, jemand der auch die Leute zu seinen Kursen willkommen heisst, die eben aus der Norm fallen und einfach zu spät kommen MÜSSEN. Aus was für Gründen auch immer. Nicole von Soul & Spirit erzählte, das sie dieses Phänomen aus den USA bereits kennt, dort gibt es Kurse die die ganze Stunde offen bleiben. Die Lehrerin begrüsst alle mit Feel free to come and go whenever you like
Keinen Druck
bitte.
Und genau das finde ICH grossartig. Mich befreit es ungemein, das ich weiss niemand ist böse oder genervt oder unter Druck, wenn ich mich abhetze und doch noch mitmachen kann in meinem Lieblingskurs. Aber eben ein paar Minuten zu spät. Das ich auch mal auf mein Telefon schauen darf, wenn ich meine Kinder Zuhause gelassen habe und mich (mit Absprache mit dem Kindersitter natürlich) rausgeschlichen habe und abgehetzt habe, um endlich mal wieder selber zu praktizieren. Das heisst nicht, das ich einer der Zuspätkommer bin, grundsätzlich bin ich irre pünktlich, ich mag es rechtzeitig vor Ort zu sein, einen Tee zu trinken, anzukommen. Aber es gibt immer Ausnahmesituationen. Es gibt immer diese ganz speziellen Tage, an denen es einfach nicht anders geht und total der Wurm drin ist. Die Kinder motzen, der Mann kommt zu spät, Stau, das Auto streikt oder ich habe meine Matte, Trinkflasche oder was auch immer zuhause vergessen und muss die Wege doppelt fahren. Da komme auch ich zu spät oder muss direkt nach Kursbeginn auf die Toilette, oder meine Nase läuft oder ich bin so verspannt das ich einfach nicht zur Ruhe finden kann wenn mein Magen grummelt, mein Darm Geräusche macht die unpassend sind oder mein Kopf auf Hochtouren läuft und ich einfach die Ruhe im Raum schwer finde, schwer aushalten kann. Und genau dann brauche ich Yoga, genau dann muss ich dabei bleiben, aber das Gefühl zu bekommen das ich störe – gerade in diesen unsäglichen Momenten – das finde ich doof. Das setzt mich unter Druck, unter den Druck den ich eigentlich abbauen will.
Und auch wenn ich normalerweise nicht auf Blogbeiträge von anderen so reagiere, so habe ich mich heute entschlossen mich zu offenbaren, das ich genau so eine bin.
Ich mag es, wenn Du zu spät kommst, wenn Du es sonst einfach nicht geschafft hättest dabei zu sein. Ich mag es, wenn Du merkst das Du auf die Toilette musst, obwohl alle gerdade in Shavasana liegen und des ganz ruhig sein sollte. Ich mag es, wenn Du erkennst das Yoga Dir gerade jetzt gut tut, aber die Stille im Raum Dir zu viel ist auszuhalten. Denn genau dann achtest Du auf Dich und das finde ich wichtig. Ja, es stimmt, wenn ich schon zu spät komme, kann ich darauf achten leise zu sein. Ja, ich muss mir nicht die Nase lautstark schnäuzen, aber ich darf es! Und zwar genau dann wenn ich merke, das er das Richtige für mich ist. Und ich darf es in einem Yoga Kurs. Du darfst es in einem Yoga Kurs, vor allem in meinen!
Ich habe mal von einer Teilnehmerin gehört, das nachdem alle TeilnehmerInnen der Yogaklasse angekommen waren, das die Tür des Studios abgeschlossen wurde, sie fühlte sich so unter Druck, so eingesperrt, das sie den gesamten Kurs in ihren eigenen Gedanken gefangen war und es sich in der Umkleide gemütlich gemacht hat, damit sie niemanden stört. Das kann es doch nicht sein. Ich gehe zum Yoga, um zur Ruhe zu kommen, um meinen Geist mit meinem Körper zusammenzubringen und ich sage Euch, jeder braucht dafür einen anderen Rahmen. Jeder macht es auf seine Weise und das ist auch gut so. Denn wir sind alle einzigartig.
Also, liebe Yoga Interessierte, liebe angehende YogalehrerInnen, liebe KursteilnehmerInnen, wann immer ihr merkt ihr schafft es nicht rechtzeitig in einen meiner Kurse, dann kommt trotzdem und nehmt mit was immer ihr aus dem Teil der Klasse mitnehmen könnt. Wann immer ihr merkt, ihr fühlt Euch nicht wohl, dann macht etwas damit ihr Euch wohler fühlt. Ich bin mir sicher, ihr macht es in vollkommenem Bewusstsein dafür das alle anderen das mitbekommen und ihr sie eigentlich nicht stören wollt aber eben zu dem Zeitpunkt einfach nicht anders könnt. Das Gute ist ja, das beim Yoga jeder bei sich bleiben soll und dann schaffen wir anderen es schon uns auf uns zu beziehen und können (hoffentlich ) trotzdem in Ruhe weiter praktizieren und wenn nicht, dann ist es etwas an dem Wir abreiten können. Wir schaffen das. Ich bin mir ganz sicher.
Namastè Deine Sunita
Yogareich, Dein Blog über Yoga, Gesundheit und alles was Dich bewegt…
P.S.: Liebe Madhavi, ich bin mir sicher, Du sprichst vielen Lehrerinnen aus der Seele und das schätze ich sehr, auch lese ich super gerne Deine Beiträge.

Sunita Ehlers, ist Expertin für Achtsamkeit. Yogalehrerin (E-RYT/AYA) & Ausbilderin von Yoga Ausbildungen, Meditationsleiter:innen Ausbildungen & Meditationsleiter:innen Ausbildungen. Yoga & Lifestyle Bloggerin und Podcasterin (Mindful Minds, dein Podcast für ein entspanntes Leben)
Ich liebe das Schreiben ebenso wie das Unterrichten. Ich sehe es als Ausdruck dessen, was mir am Herzen liegt. Authentizität und liebevoller Umgang sind mir genauso wichtig, wie soziale Verantwortung.
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